(Linda Troeller/Marion Schneider »The Erotic Lives of Women« – begleitende Texte)
In der herrschenden westlichen Kultur ist die männliche Welt die des Erfolges. Ein Mann muss gewinnen. Er muss seine Familie versorgen und sollte Macht haben. Wenn Männer Freunde sind, werden sie sich bei dieser Aufgabe unterstützen und behilflich sein, wenn sie einander nicht kennen, werden sie miteinander konkurrieren.
Frauen oder die Frau ist das grundlegende und dominante Statussymbol in dieser Welt. Die Wahl der richtigen Frau, die den Mann und seine Macht repräsentiert, ist essentiell. Wenn ein Mann eine Wahl getroffen hat, wird angenommen, dass er dabei bleibt – denn von ihm wird erwartet, dass er Zuverlässigkeit zeigt. Wenn eine Beziehung zerbricht oder eine Ehe geschieden wird, wird dies als sein Versagen bewertet, in einigen Kulturen mehr, in anderen weniger.
Männer sollten ihrer Familie Gesundheit und Glück bringen. Wenn sie in welcher Form auch immer verantwortlich sind für den Familienbesitz, besonders als männlicher Erbe, kann dieser Besitz wichtiger werden als die Familie selbst. Mann fühlt sich verantwortlich, eine Tradition aufrechtzuerhalten. Dieser Fall kann auch mit Eigentum auftreten, welches der Mann nicht besitzt, wenn er dafür bezahlt wird, für diesen zu sorgen oder er sich für ihn verantwortlich fühlt. Selbst in diesen geschäftlichen Beziehungen können persönliche Interessen wichtiger sein als geschäftliche Belange.
Wenn Männer sehr an Konkurrenz und Erfolg orientiert sind, können Frauen nicht erwarten, dass sie sich ändern, sobald sie ihr Zuhause betreten haben. Sie werden noch immer so handeln wie sie gewohnt sind zu handeln in einer Welt, für die sie konditioniert worden sind. So werden sie normalerweise – es sei denn, sie haben sich selbst ausnahmsweise gut trainiert – auf jede Form der Kritik sehr defensiv und negativ reagieren. In der Welt des Überlebens erwarten sie von Freunden und Mitarbeitern – und der Familie – gegenseitige Unterstützung.
Dieselbe Art der negativen Reaktion tritt häufig ein, wenn die Ehefrau oder Geliebte nicht glücklich ist. Die meisten Männer interpretieren dies als persönliche Kritik, weil sie sich für das Glück ihrer Frau verantwortlich fühlen – und sie reagieren entsprechend: sie verteidigen sich selbst, oft werden sie sogar ärgerlich. Ihre Gefährtin allerdings machen sie damit noch unglücklicher als sie ohnehin ist, enthüllte sie doch ihren Schmerz in der Hoffnung auf Hilfe und nicht auf Tadel.
Männer sollten nur in angemessenen Situationen kritisiert werden, welche sich sehr häufig nicht sofort einstellen. Ebenso sollte das Unglücklichsein der Frau nicht sichtbar sein, wenn es nicht der richtige Moment ist. Was ist der richtige Moment? Es sollte ein Moment sein, in welchem der Mann sich der Unterstützung und Liebe seiner Ehefrau sicher fühlt. Es sollte genug Zeit zum Reden vorhanden sein. Wählen die Frauen diese Momente regelmäßig für das Anbringen von Kritik, könnten die Männer allerdings instinktiv beginnen, solche Momente zu meiden.
Oft initiieren Frauen Gespräche über Probleme und Unglück. Sehr häufig erleben sie, dass Männer unwillig sind, darüber zu sprechen. Die meisten Männer mögen Probleme, Konflikte, Schmerz oder Streitigkeiten überhaupt nicht. Sie bevorzugen es, nicht über schwierige Themen zu sprechen und hoffen, dass ihre Gattin in der Lage sein wird, diese selbst zu lösen. Wie auch immer, für viele Frauen ist es wichtiger, mit dem Mann, den sie lieben, über alles sprechen zu können. Wenn die Wünsche nicht zusammenpassen und der Mann wie beschrieben reagiert, muss die Frau versuchen, diese Probleme ohne seine Hilfe zu lösen.
Es wird schwieriger, wenn die Probleme nur mit seiner Hilfe gelöst werden können, z. B. wenn die Frau unglücklich ist mit den Ergebnissen seines Benehmens, Gewohnheiten oder dem, was er sagt. Eine Frau kann natürlich einen Mann dazu bringen, dem zuzuhören, was sie sagen möchte. Sie kann ihn sogar dazu bringen, das zu tun, was sie möchte, aber es ist nicht sicher, dass er das mehr als das eine Mal, als sie ihn bat, tun wird. Die meisten Männer sind sehr bequem. Wenn eine Frau möchte, dass ein Mann seine Gewohnheiten ändert, sind ihre Erfolgschancen überaus unsicher. Sie muss dann entscheiden, wie sie mit diesen Gewohnheiten leben möchte und wenn sie es nicht kann, dann muss sie ohne ihn leben.
Nicht viele Männer sind bereit, sich zu ändern. Ihr Selbstschutzsystem und ihre Überlebenstechniken bedingen eine bestimmte Art des Benehmens. Die Gefahr, dass solche Systeme nach einer Veränderung nicht funktionieren, ist groß, so tendieren sie dazu, sehr konservativ zu sein in dieser Beziehung. Glücklicherweise leben wir in einer Gesellschaft, in welcher persönliche Freiheit und Entwicklung möglich sind und so können wir, Männer und Frauen, neue Wege des Zusammenlebens finden mit größerem Respekt, selbst wenn die Wahrung dieses Respekts eine größere Distanz zueinander bedeutet.