Jedes Zusammentreffen von erwachsenen, geschlechtsreifen, gesunden Menschen in sexueller Hinsicht ist mit der Frage konfrontiert, wie sich die beiden Partner dem Thema Nachkommenschaft gegenüber verhalten. Mann und Frau haben die gleiche Verantwortung. Mann und Frau sollten auch gleich schwer an dieser Entscheidung tragen, was nicht immer der Fall ist.
Es ist empfehlenswert, nur mit solchen Menschen Sex zu haben, mit denen man/frau auch ein Kind haben möchte, denn es gibt keine 100 % sichere Empfängnisverhütung. Es gibt immer auch ›Unfälle‹ und Zufälle und gewollte Unfälle und unbewusst gewollte Zufälle. Schrecklich in seinen Folgen ist es, eine Schwangerschaft durch Abtötung des werdenden Lebens beenden zu müssen. Es ist ein Mord an der Zukunft. Sicher lässt sich dieses Handeln erklären, und doch bleibt diese Tat immer als Tatsache im individuellen Leben bestehen. Sicher stellt sich die Frage, ob dies auch noch für die Pille danach zutrifft, durch die man gar nicht mehr denken muss, sondern die man einfach nimmt. Eine solch zweckorientierte, herzlose Einstellung zu seinem Naturzentrum Körper verhindert aber persönliches Glück, welches durch umfassende Wahrnehmung und somit Erfüllung möglich wird.
Die Entscheidung, nur mit solchen Menschen Sex zu haben, mit denen auch ein Kind vorstellbar ist, vereinfacht auch die Partnerwahl – und nicht nur das, sie führt auch auf das Wesen einer glücklichen Partnerschaft hin.
Die meisten Menschen haben sich über diese Zusammenhänge nicht so viele Gedanken gemacht. Sie sind eher praktisch eingestellt und suchen eine/n Partner/in zum Zusammenleben und/oder haben auch ein Konzept, wie eine solche künftige Partnerschaft aussehen sollte oder zumindest einige Wünsche dazu. Der Kinderwunsch wird in diesem Lebensmodell eher praktisch gesehen: will ich Kinder oder keine? Will der/die andere Kinder oder nicht? Wie einigen wir uns?
Das Kind ist Ergebnis des Zusammenfindens von zwei Energie-, Materie-, Erfahrungs- und Zukunftsfeldern. Sie finden sich zusammen, weil sie sich anziehen oder weil sie ein Bedürfnis anzieht. Zwei Welten treffen sich und verschmelzen zu einer neuen Welt. Die faszinierendste Erfahrung überhaupt, wenn das Leben erlaubt, sie zu genießen. Besonderer Genuss kann dann empfunden werden, wenn man die andere Energie, mit der man zusammentrifft bzw. getroffen ist, liebt, sie faszinierend, liebenswert, wunderbar findet und sicher sein kann, dass dies auch über einen längeren Zeitraum so bleiben kann.
Ein Kind fordert heraus, zur Liebe generell Stellung zu nehmen. Bin ich bereit, auf eigene Interessen zu verzichten und sie in den Dienst eines anderen zu stellen? Dies gilt für den Partner, mit dem man zusammenlebt wie auch für ein gemeinsames Kind. Der Verzicht auf eigene Interessen kann durchaus Genuss beinhalten – wenn man sicher sein kann und erlebt, dass dieser Verzicht auch gewürdigt und geliebt wird. Ohne diese positive Reflexion schlägt der Verzicht oft in Aggression um.
Gegenseitige Würdigung, Achtung, Respekt sind Verhaltensweisen, die wir in der deutschen Kultur nicht stark erlernen, da sie nicht sehr verbreitet sind. Immer noch leiden wir in Deutschland unter dem stark obrigkeitsorientierten, teilweise auch militaristischen, machtorientierten Unterdrückungssystem der vielen Jahrhunderte vor uns. Noch bis 1945 war das Schlagen und Erniedrigen von Schwachen Teil des täglichen Lebens und selbstverständlich.
Kinder fordern immer auch heraus, sich zu Schwäche zu bekennen. Sie fordern Geduld, Nachsicht, Verständnis, ständige Opferbereitschaft. Wenn diese Tugenden nicht gegeben werden, kommt es zu vielen großen und kleinen Dramen mit dem Kind, die sehr viel Kraft, Nerven und Substanz kosten. Viele Menschen wählen trotzdem lieber diesen Weg, da für sie das Verständnis und die Nachsicht Zeichen von unakzeptabler Schwäche sind, die sie nicht verantworten können. Ihre obrigkeitsorientierten Traditionen sind stärker als ihr Mitgefühl und ihre Liebesfähigkeit. Das führt zu großem Leid.
Es ist nötig, dass die Kinder und Jugendlichen in den Bildungsstätten, die sie durchlaufen, in diesen Fragen ausgebildet werden. Leider ist das Thema Alltag kein Bestandteil unseres Erziehungssystems, ein großer Fehler, der zu sehr viel Tragik führt. Alles notwendige Wissen hinsichtlich Psychologie, Pädagogik, Soziologie und Biologie ist heute da – und es wird nicht zum Nutzen des täglichen Lebens eingesetzt und angewandt, sondern Spezialisten überlassen.
So sind wir denn auf uns selbst gestellt, wenn wir uns diesen Fragen stellen müssen in unserer Partnerwahl und in unserer Lebensgestaltung.