Arbeit macht frei

Viele Jahre habe ich mich schon gefragt, was der Begriff »Arbeit macht frei« an der Eingangstür des Konzentrationslagers Buchenwald bedeuten soll. Nun habe ich erstmals einen Sinn gefunden, der mir diesen Spruch begreiflich machen kann. Arbeit macht frei – von Gott. Begreifen wir Gott als Jahwe – Ich bin – also als alles, was es gibt, als die Allheit, dann hat die nationalsozialistische Herrschaft zum Ziel, die Verbindung des Menschen mit dieser Allheit zu reduzieren auf eine Verbindung der Menschen nur noch zu der sie beherrschenden Maschine, dem System. Kafka hat dies hervorragend beschrieben und vorauserspürt in der »Strafkolonie«.

Durch die Trennung des Menschen von der Natur und von Gott wird er beherrschbar. Es gibt solche, die für dieses Denken aktiv Partei ergreifen, die Funktionsträger werden, und solche, die dieses System passiv mittragen, dann solche, die sich gegen das System wehren, und solche, die vom System als nicht systemkonform eingeschätzt und somit ausgeschieden werden.

Das Mittel der Arbeit ist zum einen ein Mittel, um den Menschen in die Maschine zu pressen und zum anderen ein Mittel, den nicht konformen Menschen zu vernichten.

Arbeit ist in diesem System Zwangsarbeit, und alle sind vom System beherrscht, auch die Führer.

Arbeit macht frei von der Natur, macht frei von Gott, macht frei von sich selbst, macht den Menschen so frei, dass er noch nicht einmal mehr an seinem Leben hängt – eine Voraussetzung für die totale Herrschaft und die Entsendung der Männer in den Krieg sowie die Nutzung der Frauen als billige Arbeitskräfte und Gebärmaschinen.