Eine geplante Kunstausstellung auf der Ordensburg Liebstedt mit Werken von Teilnehmern des internationalen Altzella-Workshops stellt eine Würdigung an das Schaffen des Künstlers und Weltbürgers Batuz dar. Am 27. Mai 2023 wird der Friedensstifter und Vordenker 90 Jahre.
Ein „Ort des Friedens und des Dialogs mitten in Deutschland“ soll die Ordensburg in Liebstedt sein und damit ganz im Gegensatz zu ihrer ursprünglichen Nutzung zum Schutz vor Feinden stehen. Das ist die in die Zukunft gerichtete Idee von Geschäftsführer Klaus Dieter Böhm und der weiteren Inhaber der Burg für den letzten, weitgehend erhalten gebliebenen Baukomplex des deutschen Ritterordens in Thüringen.
Das Leben in einer friedlichen Welt, in der die Gemeinschaft der Menschen unabhängig von Stellung oder Besitz miteinander kommuniziert, gilt als die Vision des US-amerikanischen Künstlers, Philosophen, Kulturaktivisten und Weltbürgers Batuz, dem Gründer der Société Imaginaire, einer Institution zur interkulturellen Kommunikation durch Kunst. Am 27. Mai 2023 wird der als Sohn einer ungarischen Gutsherrnfamilie in Budapest Geborene 90 Jahre.
Die Ideen von Batuz, sein unermüdliches, nach Frieden strebendes, zutiefst dem Humanismus verpflichtetes Wirken sollen sich in diesem Zusammenhang als sinnstiftend für die Liebstedter Burg erweisen. Das findet Marion Schneider. Die Auerstedter Unternehmerin, Historikerin, Autorin, Politikerin wurde durch persönliche Begegnungen und direktes Mitwirken an Projekten des Künstlers auch für ihr eigenes Leben nachhaltig inspiriert und geprägt. Engagement für Frieden, Zivilcourage und die Bereitschaft zum stetigen und unvoreingenommenen Dialog sind für ihren bisherigen Lebensweg maßgeblich.
Marion Schneider hat selbst vielzählige Kunstwerke erworben, die Teilnehmer der von Batuz initiierten und geprägten internationalen Altzella-Workshops in den 1990er-2000er Jahren geschaffen haben. In einer Kunstausstellung auf der Ordensburg können fortan die vor Kreativität strotzenden Gemälde bewundert werden. „Teilnehmer aus über 30 verschiedenen Ländern kamen zusammen und verbrachten jeweils drei Wochen in Altzella, Tag und Nacht, ohne andere Kommunikationsmittel zur Außenwelt. Das weckte ihre Kreativität und so widmeten sie sich ausschließlich der Kunst“, erklärt Marion Schneider die unverwechselbare schöpferische Atmosphäre und den Hintergrund der Entstehung der ausgestellten Werke. Durch das Leben und die Zusammenarbeit im isolierten klösterlichen Umfeld, das nur der Kunst gewidmet war, hätten die Teilnehmer Wege in den Geist des anderen entdeckt, wie es sonst in unserer modernen, turbulenten und gespaltenen Gesellschaft nahezu unmöglich sei.
Batuz selbst erklärte im Vorwort eines Katalogs zu seinem „Working Center“ im sächsischen Kloster Altzella sein Arbeitsprinzip wie folgt: „In diesen Projekten sind sich Menschen, unabhängig von ihrer kulturellen Herkunft, ihrer sozialen Stellung, ihres Alters oder ihrer Profession persönlich begegnet. Sie haben sich durch gemeinsame Arbeit besser kennengelernt und sie pflegen über die `Correspondence` noch heute persönliche Beziehungen. Es besteht heute mehr denn je eine Notwendigkeit, dass sich
Menschen persönlich verständigen, um Konflikte, die aus Gründen der Entfremdung heraufbeschworen werden, zu vermeiden.“
Die Idee eines grenzenlosen und friedlichen Zusammenlebens von Menschen wurzelt bei Batuz aus dem eigenen schlimmen Erlebten. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs floh die Familie vor der Roten Armee nach Österreich und sollte nie wieder nach Ungarn zurückkehren. Die Familie lebte in Flüchtlingslagern und emigrierte nach Argentinien. Dort begann der heutige Weltbürger zunächst als Autodidakt in einem naturalistischen Stil zu malen. Anfangs kopierte er alte Meister und Impressionisten, um somit zum Familienunterhalt beizutragen. Er betrieb aber auch Studien in Ästhetik und Philosophie und wurde stark durch Ortega y Gasset beeinflusst. 1973 übersiedelte Batuz mit seiner Familie in die USA.
Die Kunstausstellung mit den Werken von Altzella-Teilnehmern auf der Ordensburg versteht Marion Schneider als einen Anfang. Im Zusammenhang damit plant sie ein Buch: „Wenn nur die Gemälde präsentiert würden, wäre es nur ein ästhetisches Erlebnis. Aber wenn es gelingt, die gesamte Atmosphäre und den Hintergrund der Entstehung der Werke und dem schöpferischen Wirken von Batuz zu beschreiben, wird das die Werke zu einer Sammlung von enormer Bedeutung machen.“
Jörg Schuster
Die Societé Imaginaire lebt weiter!
Die von dem Künstler Batuz ins Leben gerufene Societé Imaginaire vereint Kunst und Politik sowie die Zivilgesellschaft und das Militär in dem Bestreben gemeinsamer Kommunikation. Miteinander reden und einander verstehen – das ist die Grundlage für den Frieden. Kommunikation nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten, gemeinsamen Aktionen, durch Visualisierung. Batuz hat mit seinem Lebenswerk eine Welt ohne Grenzen erschaffen.
Ob soziale, religiöse, kulturelle, ethnische oder nationale Grenzen – Batuz ruft dazu auf, sie zu überwinden. Das Projekt „no mas fronteras” – keine Grenzen mehr – war nicht nur eine Kunstaktion in verschiedenen Ländern der Welt mit unterschiedlichen Teilnehmern, sondern wurde zu einem Teil von Batuz’ visuellem Werk und mündete 2007 in der Installation „Helmets for Peace” – Helme für den Frieden -, die seit 2002 durch eine Reihe von grenzüberschreitenden Kunstaktionen vorbereitet wurde.
Das wichtigste philosophische und künstlerische Werk stellt Batuz’ Idee der „Societé Imaginaire” dar. Die Societé Imaginaire ist eine Gemeinschaft von „gleichgesinnten Andersdenkenden”, wie Batuz es selbst ausdrückt: Sie bringt verschiedene Welten zusammen, um sie eine neue Welt zu schaffen. Von 1993 bis 2005 lud Batuz Kreative aus Kunst, Wissenschaft und Hochschule aus der ganzen Welt nach Altzella in Deutschland ein. Das ehemalige Kloster wurde zu einem Labor für soziales und künstlerisches Schaffen.
Viele Menschen verlassen sich heute nicht mehr auf ihr eigenes Gedächtnis, weil sie jede Information zu jeder Zeit im Internet finden können. Sie halten es für überflüssig, sich ein eigenes Wissen über Geschichte, Philosophie, Kunst und Kultur aufzubauen – und werden so zu Geführten. Die Informationsflut lässt uns oftmals ratlos zurück, wir suchen nach Orientierung und sehen beim genaueren Hinsehen viele fragwürdige Propheten und Prophetinnen.
„Wir müssen die Welt neu denken, alte Gewohnheiten aufgeben…, ein Weltbild entwerfen, an dem sich der Mensch neu orientieren kann… Wir wollen gemeinsam Schritte in diese neue Welt erkunden”, sagt Batuz. So global dieser Prozess auch sein mag, er braucht auch eine Heimat und eine Zukunft.
In der Burg Liebstedt in Thüringen, Deutschland, hat diese Welt ihre neue Heimat gefunden.
Alles Gute zum Geburtstag, lieber Batuz!
Marion