Ethisch gesehen ist der Entschluss zum Mord und die Vollendung in der Tat die unsozialste Handlung, auch wenn es der Mord an sich selbst ist. Und doch ist der Mord an anderen durch die Entscheidung über das Leben anderer die extremste Grenzüberschreitung.
Jene, welche Interesse am Mord haben, entwickeln in der Regel Philosophien, Ideologien oder persönliche Legitimationen, um ihn begehen zu können bzw. begehen zu lassen und danach ein möglichst ruhiges Leben verbringen zu können.
Mord zerstört Leben oder Teile davon, nicht nur das des Ermordeten, immer auch das derer, die das Opfer kannten. Und doch gab es immer Mord und wird es ihn weiter geben. Politisch, wirtschaftlich, sozial, persönlich.
Eine neue Qualität im Umgang mit Mord ist im Entstehen. Zunehmend sehen wir den Mörder als Opfer. Wie viel schöner ist ein Leben in Glück und Harmonie, welche sich ein Mörder für immer zerstört. In der Regel hat ein Mörder Glück und Harmonie nicht erleben dürfen. Natürlich spricht ihn das nicht frei von Schuld.
Um Mord systematisch einzudämmen, müssen Gewalt, Perspektivlosigkeit, soziale Entwurzelung und Arbeitslosigkeit überwunden werden. Dies stellt hohe Anforderungen an die Gesellschaft. Diese Anforderung kann sich in der jetzigen Art und Form der Politik nicht erfüllen.
Der Schlüssel für die Minimierung von Mord liegt darin, wie man mit Mord umgeht und ihn in der Gesellschaft wirksam ächtet – und wie man durch Erziehung und Sozialpolitik, aber auch in den gesellschaftlichen Werten und der Diskussion darüber, Vorsorge betreibt.