An die weiblichen Opfer der Männerherrschaft

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Du hast doch Angst, zu dir zu stehen
zu sagen, was du willst
dich zu bekennen

Das ist die Angst, daß man dich ablehnt
daß man dich straft
daß man dir schadet
Wenn du mal sagst “Ich will, ich brauche”
Wenn du es wagtest, NEIN zu sagen

Du bist dir selbst die beste Mörderin

Dein Handeln läßt sich davon leiten
was andere angeblich wollen
und was Moral und Sitte vorgibt
vermischt mit Normen, selbstgebastelt

Doch kannst du etwa wirklich wissen
was andere sich von dir wünschen?
Und ob die Wünsche auch berechtigt?

Wer sagt dir, daß die Normen
Die du aufstellst
Richtig sind?

Anstatt die Lust zu suchen
Betreibst du fortgesetzte Vergewaltigung

Dein Ich zerfließt in Opfergängen
nicht wissend, daß in seinen Zwängen
es andere zu seinen Opfern macht

Zunächst sind das mal deine Männer
Anstatt an deinem Platz zu kämpfen
mit ihm zusammen, wo nur möglich
Legst du dein Ich in ihn hinein
und nennst das Liebe

Aus deiner Schwäche machst du Stärke
und machst sie zur Norm

Die Liebe findet da ihr Ende
wo sie doch erst beginnen sollte
Denn nicht gelernt, das ICH zu sagen
kannst du das WIR auch nicht erreichen

Dann kommen Kinder
Welchen Möglichkeiten!

Oh, diese unendliche Vergewaltigung!
Oh, du lächelnde Mörderin!

[Text von Marion Schneider]