Viele in Deutschland glauben, dass wir Ausländer nicht brauchen. Sie sehen sie gerne als Gäste, die Ausländer, wollen sie nicht integrieren. Und wenn jemand deutsch werden möchte, dann nur richtig. Nur noch ein Pass, alles, was vorher war, vergessen.
Richtig Deutsch sein. Was ist das? Ich bin überzeugt, dass es niemand definieren kann. Wir sind so regional unterschiedlich, so traditionell, besonders von Bundesland zu Bundesland, von Mensch zu Mensch.
Warum also dieser gestrenge Ruf nach dem wirklichen Deutschen? Vielleicht, weil es ihn eben nicht gibt.
Und die Angst vor Ausländern? Weil man denkt, sie könnten uns etwas wegnehmen. Mehr wegnehmen als geben. Doch sie haben viel zu geben und wollen das auch. Darauf möchte ich jetzt nicht weiter eingehen.
Warum glauben so viele Deutsche, dass die Ausländer ihnen etwas wegnehmen? Obwohl es den meisten Deutschen doch wirklich gut geht. Materiell gesehen. Und sie wissen es.
Es ist das Fremde. Die Angst vor dem Fremden. Man glaubt, dass jemand, der fließend deutsch spricht oder deutsch aussieht, wie immer das sein soll, weniger fremd sei. Die Angst vor dem Unbekannten. Vor der Unsicherheit in einem vielleicht nicht erfolgreichen Dialog.
Was ist zu tun?
Von der Politik ist zu erwarten, dass sie die Menschen in ihrem Willen zum Austausch bestärkt. Dass sie in Bildung, Ausbildung, Beruf alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel von Prävention und Integration zur Verfügung stellt, um unser Land gastfreundlich und zu einem Zentrum Europas und der Welt zu gestalten.
Insbesondere erwarte ich von der CDU, ihre ausländerfeindlichen Kampagnen zu beenden, die sie vor allem um die Gunst der Wählerstimmen führt, die unser Land aber in eine gefährliche Richtung führen. Unser Land braucht die Ausländer. Unser Land braucht Öffnung, Austausch, Verständnis für das andere, Toleranz, Respekt, Liebe. Unser Land braucht auch ausländische Arbeitskräfte. Es braucht ausländisches Kapital.
Die bestehende Blockade von Geben und Nehmen mit dem anderen hat eine tiefe, unheilvolle Tradition. Ich erinnere an die Hexenverbrennungen, die Judenverfolgungen, den Ausschluss der Frauen aus den Zünften, der Wissenschaft, den Ausschluss der Juden und Frauen noch einmal im letzten Jahrhundert aus allen Bereichen der Macht. Wir brauchen die Öffnung Deutschlands, Arbeitskräfte und Märkte, Kapitalströme und Waren, aber auch Religionen und Kulturen betreffend. All diese Ströme hängen zusammen und man kann nicht glauben, sie separieren zu können.
Ich warne die CDU vor ihrer unheilvollen, ausländerfeindlichen Kampagne, die ihr in Hessen zu ihrem Sieg verhalf und die sie in NRW als Wahlmittel einsetzte. Sie wird ihrer Verantwortung nicht gerecht.