Ehe

Foto von Nona Böhm

Eine Ehe, das ist ein geordnetes Verhältnis
geregelt durch Moral und durch den Staat
Es ist so einfach, sich in Ordnung zu begeben
wird sie millionenfach gelebt

Bin ich ganz ehrlich, dann muß ich dir sagen
Auch ich hab’ von der Ehe oft geträumt
Nicht nur von meinem weißen Kleide
Auch von dem Leben, was mich dann umsäumt

Ich möchte gern die ganze Liebe leben
die Tiefe, wenn man sich ganz kennt
gewonnen durch die vielen Jahre
in denen man bekämpft, was trennt

Doch heißt das, daß ich dann in meinem Leben
nur eine Liebe leben kann
Diese Ausschließlichkeit ist eben
unmöglich fast, ist wie ein Bann

Heißt das, daß alle Menschen außer einem
nur eine lieblich hingelebte Zutat sind?
Denn wenn man sich vertieft mit anderen
man dann die Zeit sich für den einen nimmt?

Ist dann dies Zweier-Leben nicht ein Selbstzwang
den ständig man sich auferlegen muß?
Muß man die Augen nicht verschließen
vor jedem dargereichten Kuß?

Muß ich tatsächlich dieses Opfer bringen
das Schöne nur als schön zu sehen
das Schöne aber nicht zu leben
wenn wir es nicht gemeinsam gehn?

Was ist Moral nun und was Wirklichkeit?
Was ist Verklemmung und was echte Menschlichkeit?

[Text von Marion Schneider]