Jerzy Kosinski

Als ich las, dass Kosinski sich das Leben genommen hatte, war mir gleich klar, dass es sich um ein tragisches Schicksal handelte. Sofort schon war ich von starkem Interesse an ihm erfüllt und von Sympathie. Es war auch der Weg, wie er sich das Leben nahm, der mir sagte, dass es schlimm um ihn bestellt gewesen sein musste – und ich hatte so viel Mitgefühl.

Als ich sein Buch las, war es mir, als ob der Junge zu mir sprach. Es war mir, als ob es Kosinski selbst war. Wahrscheinlich war es Kosinski selbst. Es war er.

Als ich das Buch gelesen hatte, verstand ich Kosinski. Ich verstand seine Neigungen, Abneigungen. Ich verstand, wie schwer es für ihn gewesen sein musste, zu leben. Ich verstand, warum er sich das Leben nahm. Ich war sehr traurig.

Ich konnte ihn nur so gut verstehen, weil sich schon drei Freunde von mir das Leben genommen haben und auch meine Tante, und ihr Sohn, mein Cousin, sind daran zugrunde gegangen. Ich verstand es, weil ich das Schicksal der europäischen Juden so ausführlich studierte und verinnerlicht habe. Ich spürte und hörte und las und sah in ihm die Sprache, die so vielen genommen war. Ich war so dankbar, dass jemand diese unendlich traurige Geschichte in so kurzer Weise so klar beschrieben hat.

Kosinski war in meinem Herzen und ich konnte ihn nicht mehr daraus verbannen. Er war mein Schatten. Er vertrieb die Männer um mich. Und ich ließ es gerne zu.

Ich musste die Trauer leben, den unersetzlichen Verlust dieser mir so Nahen, die anders waren. Ich liebe die, die anders sind doch mindestens ebenso sehr wie die, die mir ähneln und gleichen. Sie vernichtet, vertrieben, verbannt zu sehen ist mir fast unerträglich. So hole ich sie in mein Herz oder sehne mich so sehr nach ihnen, dass sie es ungerufen betreten.

Nun sind sie wieder um mich und es folgen weitere, Lebende, andere. Ich will nicht das Leben der anderen leben, ich brauche es nur, dass die anderen leben.